Pressemitteilung | Ostfriesischen Inseln: In der Feuerwehr, im Handwerk und in der Backstube läuft nichts ohne starke Frauen
Robinson Crusoe ist ungewollt auf einer Insel gestrandet, genauso wie Tom Hanks im Hollywood-Film „Cast Away“. Auf den Ostfriesischen Inseln dagegen sind sieben Frauen alles andere als gestrandet. Sie haben sich im Gegenteil ganz bewusst für ein Leben am Wasser, vom Meer umschlossen, entschieden und dort ihr Zuhause und ihre Berufung gefunden: Eine hält die Strandstege in Schuss, eine entführt Touristen auf eine Zeitreise und eine andere zog es aus dem fernen Peru nach Juist. Passend zum Frauentag am 8. März erzählen sie von ihrem Inselleben.
Von Peru nach Juist: Yanet Ramos lässt die Urlauber tanzen
Die weiteste Reise hat Yanet Ramos (48) hinter sich. Über 10.000 Kilometer sogar. In Peru geboren, zog sie als Kind nach Spanien, in die Heimat ihres Vaters. Dort war es ihr aber zu heiß, so dass sie vor 25 Jahren nach Deutschland kam. Hier stieß die Lehrerin auf ein Angebot für eine Vier-Wochen-Stelle auf Juist. Jahr für Jahr verlängerte sie ihre Aufenthalte bis sie vor drei Jahren ganz auf der Insel blieb. Ramos ist bei der Gemeinde angestellt und hält die Urlaubsgäste fit. Sie hat die Leitung für die Bereiche Strandsport und Kinderanimation, gibt Sport- und Tanzkurse. Ihre Arbeit liebt sie: „Im Sommer arbeite ich zehn Wochen durch, aber es macht mir großen Spaß.“ Ihre Söhne werkeln auswärts an ihrer Ausbildung bzw. ihrem Studium. Aber: Im Sommer arbeiten beide als Rettungsschwimmer auf Juist. Ramos Lieblingsort ist die Bill im Westen, liebevoll der „Po“ der Insel genannt. Hier genießt sie die Natur und die unglaubliche Ruhe. „Es ist ein unglaublich tolles Feeling“, schwärmt sie. Ob sie jemals die Insel verlässt, weiß sie nicht. Erst einmal hat sie vor zu bleiben: „Es gefällt mir hier super.“
Für die Freiwillige Feuerwehr: Annika Philipp hilft zu jeder Uhrzeit
Annika Philipp (31), die hauptberuflich in einem Café an der Hafen-Mole auf Langeoog arbeitet, ist eine von sechs aktiven Frauen bei der Insel-Feuerwehr. Sie schätzt vor allem den kameradschaftlichen Zusammenhalt. Zu einem Einsatz kann sie zu jeder Tag- und Nachtzeit gerufen werden. Die gelernte Hotelfachfrau, die aus Hooksiel stammt, ist bereits seit 2009 bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv, seit 2012 auf Langeoog. Zu ihren Aufgaben gehören unter anderem Strandeinsätze, wenn Touristen nach einer Wanderung über die Sandbank im Priel stecken bleiben. Philipp verweist dann gern auf die Warnschilder: „Im Priel steckt man schnell bis zur Hüfte drin. Der kürzeste Weg zum Strand ist nicht immer der beste…“
Auf Langeoog blieb sie nach ihrer Hotel-Ausbildung kleben, lernte dort auch ihren Partner kennen. Für sie steht fest: „Weg von der Insel? Nur mit den Füßen voran.“
Tätje begleitet die Touristen auf einer Zeitreise
Eine besondere und sehr beliebte Führung, die Anja Sander (60) auf Spiekeroog anbietet, ist eine Zeitreise in die Inselgeschichte. Dann schlüpft sie in die Rolle der Tätje, einer Frau, die vor 150 Jahren auf Spiekeroog lebte. Sie führt die Gäste über die Insel, als wäre es das Jahr 1865. Sander, die sich mit ihren Führungen selbstständig gemacht hat, bringt den Urlaubern auch das Watt und den Sternenhimmel näher.
Als die Hannoveranerin Anja Sander vor 25 Jahren auf Spiekeroog landete, hätte sie nie gedacht, dass sie einmal Wattführerin werden sollte. Sander, die als Psychotherapeutin in der Mutter-Kind-Klinik arbeitete, erinnert sich: „Ich traf damals jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit einen alten Insulaner, der mich immer fragte, wann ich denn die Wattführerprüfung machen würde. Irgendwann gab ich dem Werben tatsächlich nach.“ Mittlerweile ist sie seit 20 Jahren Wattführerin. Der Job macht sie unglaublich glücklich: „Ich bin jeden Tag draußen in der Natur.“ Anja Sander kann sich sehr gut vorstellen, auf Spiekeroog alt zu werden.
Schönes Theater: Sabine Hinrichs liebt ihre Insel-Bühne
Eine Schwäbin auf Baltrum. Sabine Hinrichs (59) lebt bereits seit 40 Jahren auf der Insel, siedelte mit 18 aus Backnang um. Ihre Eltern stammten von der Küste, verbrachten viele Urlaube auf Baltrum. „Eigentlich war mein Plan, Journalistin zu werden“, erzählt Hinrichs. „Ich machte deshalb die Berichterstattung für die Gemeinde und später für die Inselzeitung Inselglocke.“ Ihren Lebensunterhalt verdient sie mit der Vermietung von Ferienwohnungen. Eines ihrer Herzens-Projekte ist aber die Inselbühne Baltrum. Der verstorbene Gründer Wilhelm Klünder fragte sie einst, ob sie nicht mal eine Rolle übernehmen wolle. Inzwischen leitet sie das kleine Theater und inszeniert mit anderen Insulanern zwei bis drei Stücke pro Jahr. „In diesem Jahr führen wir „Verona macht die Männer wild“ auf, dazu feiert das Drei-Mann-Stück „Auf hoher See“ Premiere“, so Hinrichs. „Im Winter wird geprobt, im Sommer vor den Urlaubern gespielt.“ Auf Baltrum will Hinrichs, die schon stolze Großmutter ist, bleiben. Das Einzige, was sie auf der Insel vermisst, ist der Schwäbische Wald. „Deswegen gehe ich jeden Tag einmal durch unser Kiefernwäldchen“, sagt sie. „Das brauche ich.“
Insel-Handwerk: Zwei Frauen halten alles in Schuss
Johanna Rieger (25) und Paulina Richter (29) sorgen auf Wangerooge und Borkum dafür, dass alles gut in Schuss ist. Die eine als Dachdeckerin, die andere als Tischlerin. Rieger stammt aus dem Harz, kannte Wangerooge aus den Ferien. Sie schrieb eine Initiativbewerbung – einen Monat später war sie auf der Insel. Lustigerweise ist sie in der Dachdeckerei die einzige Insulanerin, die Kollegen leben alle auf dem Festland. „Damit bin ich quasi der Dauer-Notdienst an Wochenenden“, sagt sie lachend. Im Sommer – um die Touristen nicht zu sehr zu stören – arbeiten die Dachdecker eher geräuschlos. Die größeren Aufträge wie Umdecker-Arbeiten finden im Winter statt. „Als ich im letzten Winter auf die Insel kam, war ich zunächst ziemlich allein“, erinnert sie sich. Aber einen Winter später wird sie zu Geburtstagen und Spielabenden eingeladen, spielt in der Frauen-Mannschaft des TuS Wangerooge – genannt „die Tussis“ – und tritt mit der Trommel-Comedy-Group „Wangoo Diptams“ auf. „Hier zu sein“, sagt sie, „ist immer noch wie ein Urlaubsgefühl.“
Paulina Richter hat zwar wenig direkten Kontakt zu den Touristen, aber sie sorgt dafür, dass diese einen stolperfreien Urlaub genießen können. Die gebürtige Bielefelderin lebt erst seit letztem Juni auf Borkum und ist dort bei der Nordseeheilbad Borkum GmbH als Tischlerin angestellt. „Ich bin durch Zufall auf die Stellenausschreibung gestoßen, habe mich beworben und wurde angenommen.“ Zu ihren Aufgaben gehört es unter anderem, die Strandstege und die bekannten Badekarren zu reparieren und in Stand zu halten. Es war auch für sie ein großer Schritt, auf die Insel zu ziehen, musste neue Freunde finden. Doch mittlerweile kostet sie die Möglichkeiten der Insel voll aus, spielt im Tennisverein und lernt Kitesurfen. Einen Lieblingsort hat sie mit dem Ostland ebenfalls gefunden. Die Ruhe und die schöne Natur dort will sie nicht mehr missen. Für sie ist klar: Sie will auf Borkum bleiben.
Butterkuchen der Bäckerei Remmers statt perfekte Schwünge auf der Skipiste
Eine waschechte Insulanerin ist Jessika Remmers (25), die im Familienbetrieb Remmers Backstube auf Juist arbeitet. Dabei wollte sie zuerst gar nicht auf der Insel bleiben. Nach dem Fachabitur machte sie zunächst eine Skilehrerausbildung im Kleinwalsertal in Österreich. Doch nach drei Wintern arbeitete sie eine Saison in der elterlichen Bäckerei mit und stellte fest: Das macht mir Spaß. In vier Jahren zog sie ihre Ausbildung zur Bäckermeisterin und Konditormeisterin durch und arbeitet jetzt fest auf Juist. Was ihre Kunden am liebsten kaufen? „Unseren Vierfach Rosinenstuten und den Butterkuchen“, verrät Remmers. Hochsaison ist im Sommer, im Winter hat die Bäckerei Betriebsferien. „Der Laden ist dann zwar zu“, erzählt sie, „aber es gibt trotzdem 1000 Dinge zu tun, die man im Sommer nicht schafft. Wie Messebesuche zum Beispiel.“ Am Inselleben fehlt ihr nichts. „Im Sommer an den Strand – auch wenn ich das selten schaffe – und im Winter in die Berge zum Skifahren. Das ist ein guter Ausgleich.“ Ihr Bruder ist übrigens ebenfalls Bäcker, hat sich selbstständig gemacht. Allerdings ohne der Familie Konkurrenz zu machen – auf Langeoog.
Celina Gerdes sorgt für klar Schiff auf den Fähren
Es gibt nicht nur wichtige Frauen auf den Inseln, sondern auch für die Inseln. Celina Gerdes (21) steckt gerade mitten in ihrer Ausbildung zur Schiffsmechanikerin bei der Reederei AG Ems und sorgt dafür, dass die Urlauber sicher auf die Inseln gelangen. Zu ihren Aufgaben gehört es, die Fähren instand zu halten oder die Bunkerwache (die Betankung der Schiffe) zu beaufsichtigen. Außerdem begleitet sie die Fähren der AG Ems von Emden nach Borkum und Eemshaven, wobei sie sogar teilweise das Steuer übernimmt.
Wie sie nach der Schule zu diesem eher ungewöhnlichen Beruf kam? „Ich wollte schon immer etwas am oder auf dem Wasser machen. Und da bin ich auf diesen Ausbildungsplatz gestoßen“, erzählt sie. Privat engagiert sie sich auch bei den Seenotrettern. An ihren freien Tagen hat sie Bereitschaft und kann jederzeit zu einem Einsatz gerufen werden.
Die Ostfriesischen Inseln – Die Perlenkette der Nordsee
An der niedersächsischen Nordseeküste findet man gleich siebenmal deutsches Urlaubsglück: die sieben Ostfriesischen Inseln. Von West nach Ost reihen sich Borkum (www.borkum.de), Juist (www.juist.de), Norderney (www.norderney.de), Baltrum (www.baltrum.de), Langeoog (www.langeoog.de), Spiekeroog (www.spiekeroog.de) und Wangerooge (www.wangerooge.de) als geografische Perlenkette aneinander. Jede Insel hat ihren eigenen Charakter und ihren Charme – gemeinsam sind ihnen das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer, die frischen, gesunden Seebrisen, die schäumenden Nordseewellen, der unendliche Horizont mit den atemberaubenden Sonnenuntergängen und das Gefühl der grenzenlosen Freiheit an den kilometerlangen Stränden.
Weitere Informationen unter: ostfriesische-inseln.de
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Pressekontakt
Nina Genböck
nina.genboeck@genboeckpr.de
Tel.: 030 22487701
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